NagerInfoLemmingHamsterZwerghamsterMeerschweinchenChinchillaRatteMausDeguKaninchenRennmaus

Ratten miteinander Vergesellschaften

Vorher

Hatten Sie bisher eine Ratte in Einzelhaltung oder wollen Sie neue Ratten in ein bestehendes Rudel eingewöhnen? Dann sollten Sie bei der Integration der Tiere einige Regeln beachten.

So nicht
Fremde Ratten dürfen auf keinen Fall einfach in den Käfig der bereits vorhandenen Ratten gesetzt werden. Ratten verteidigen ihr Revier gegen fremde Ratten sehr energisch. Die Ratten würden miteinander kämpfen und dabei kommt es häufig zu blutigen oder sogar tödlichen Verletzungen. Ratten müssen neue Rudelmitglieder vorsichtig kennen lernen können.

Quarantäne
Neue Ratten sollten die ersten zwei Wochen in einem anderem Zimmer in Quarantäne gehalten werden. Sie könnten Krankheitskeime tragen oder auch Parasiten haben, die dann auch auf Ihre bereits vorhandenen Tiere übergehen können. Diese Zeit können Sie nutzen, die neuen Ratten erstmal an sich zu gewöhnen. Bei der entgültigen Vergesellschaftung sollten die Ratten handzahm sein, sonst haben Sie große Probleme, die Tiere im Notfall einzufangen oder/und zu trennen.

Muten Sie bitte keinem Jungtier eine Einzelhaft zu, gerade in den ersten drei Monaten lernen Babys sehr viel und Ratten welche in der Zeit allein waren bleiben meist sozial inkompetent. Nehmen Sie nach Möglichkeit immer zwei Tiere auf, damit sie zusammen die Quarantänezeit verbringen können. Junge Tiere unterwerfen sich recht schnell, allerdings gibt es Berichte darüber, dass zu junge Tiere vor der zehnten Lebenswoche mitunter von alten Ratten nicht angenommen werden. Es soll sogar zu Todesfällen gekommen sein bei denen der Altbock die Babys totbiss. Vor allem Böcke sollen Babys gegenüber recht rabiat werden. Also sollten Sie Jungtiere nicht vor der zehnten Lebenswoche mit alten Tieren vergesellschaften. Eine Vergesellschaftung von sehr jungen Tieren untereinander klappt hingegen meist problemlos.

Vergesellschaftungsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Varianten um die Tiere aneinander zu gewöhnen. Welche Erfolg hat, hängt vom Charakter der Tiere und vielen weiteren äußeren Umständen ab. Im Folgenden werde ich die Möglichkeiten aufzählen, die hier bisher zum Erfolg geführt haben. Welche Variante die für Ihre Ratten geeignete ist, müssen Sie selbst entscheiden.

Gerüche

Bei dieser Variante werden die neuen Ratten nach der Quarantäne mit ihrem Käfig in das Rattenzimmer gestellt, aber die Käfige stehen dabei weit auseinander, so dass die Tiere sich nicht am Gitter begegnen. Den neuen Ratten wird Einstreu und Nistmaterial der alteingesessenen Ratten gegeben, damit sie deren Geruch annehmen. So lernen die neuen Ratten den Geruch der alten Ratten kennen und riechen auch für die alten Ratten angenehmer.

Gittertrennung
Bei dieser Variante werden die Ratten in zwei Käfigen nebeneinander gestellt. Dazu wird der vorab als Quarantänekäfig verwendete Käfig mit den Ratten neben das Gehege der bereits vorhandenen Ratten gestellt. Zwischen den Gittern sollte ein kleiner Sicherheitsabstand von etwa 3 - 4 cm vorhanden sein, damit die Ratten sich beschnuppern können, aber sie nicht die Möglichkeit haben, sich durch das Gitter zu beißen oder zu kratzen. Die Idee dahinter ist die, dass die Ratten sich so langsam aneinander gewöhnen können und die Ratten den Geruch der anderen Ratten kennen lernen. Allerdings kann dies auch zu Aggressionen und Frust bei den Ratten führen, denn sie können ihre üblichen Begegnungsrituale nicht ausführen. Die alteingesessenen Ratten könnten auch extrem nervös reagieren, da sie Eindringlinge wittern, diese aber nicht vertreiben können, so kommt es bei der Variante sogar mitunter zu Streit im Rudel der alteingesessenen Ratten. Die Gittertrennung kann sinnvoll sein, wenn Ratten bei Vergesellschaftungsversuchen bisher Angstbeißer waren, vielleicht durch eine Fehlprägung oder weil sie bisher unter extrem schlechten Bedingungen lebten und um ihr Leben kämpfen mußten. Solche sozial gestörten Ratten können bei der Gittertrennung langsam lernen, dass die anderen Ratten ihnen nichts tun.

Gemeinsamer Auslauf
Bauen Sie in Ihrer Wohnung an einer Stelle wo die Ratten bisher noch keinen Auslauf haben einen abgegrenzten Bereich auf, auf dem sich die Tiere kennen lernen können. Dafür eignet sich ein Klappgehege, der Flur, das Badezimmer oder ein anderer Ort, der überschaubar ist, wo die Tiere nicht unter irgendwelche Schränke verschwinden können und der wirklich allen Tieren völlig unbekannt ist. Mitunter ist auch die Couch, ein Bett oder das Badezimmer ein gut geeigneter Ort für eine Vergesellschaftung. Sorgen Sie dort für einen Unterschlupf mit mehreren Eingängen (keine Häuser!) gut geeignet sind Kartons in die sie auf allen vier Seiten eine große Tür geschnitten haben. Oder geben Sie eine kurze Röhre (höchstens 20 cm lang und Durchmesser 10 cm) in den Auslauf. Dieser eine Unterschlupf dient dazu, dass die Tiere sich dort hinein flüchten können - damit sie aber auch voreinander flüchten können, müssen sie völlig problemlos hindurch laufen können. Mit etwas Glück dient dieser eine Unterschlupf schon bald als gemeinsames Versteck, denn ein fremdes Terrain verunsichert alle Tiere und da ist ein gemeinsames Verstecken mitunter wichtiger, als Streit. Verstreuen Sie Futter im Auslauf, das lenkt ein wenig ab.

Sie sollten bei der Vergesellschaftung niemals allein sein, nur zu zweit kann man schnell eingreifen und sich auch ein bisschen ablenken und unterstützen. Nehmen Sie sich viel Zeit für diesen Versuch, am besten ein Wochenende.

Nun setzen Sie alle Tiere gleichzeitig in diesen Auslauf. Haben Sie ein sehr großes Rattenrudel, dann selten Sie erst einmal nur ruhige Tiere aus dem alten Rudel mit den neuen Tieren zusammen und erst später, wenn diese sich gut vertragen, auch die übrigen Mitglieder des vorhandenen Rattenrudels dazu.

Die Ratten werden sich hinterherlaufen, am Fell ziehen, sich mit gesträubtem Fell voreinander aufbauen und versuchen sich gegenseitig auf den Rücken schmeissen. Meist sind es die neuen Ratten, die davon laufen und laut quieckend protestieren. Sobald ein Tier unterworfen wurden, werden sie auf dem Rücken liegen bleiben, mitunter fangen die Tiere dann auch schon an sich zu putzen.

Folgende Verhaltensweisen sind bei einer Vergesellschaftung normal:
Gegenseitiges Beschnüffeln am Hintern um fest zu stellen, mit wem man es zu tun hat.
Mit den Zähnen klappern, teilweise ängstliches Fiepen der unterlegenen Tiere.
Aufeinander zuspringen, auf die Hinterbeine stellen und mit den Pfoten boxen.
Drohen und zuschnappen (ohne Wunden zuzufügen).
Gegenseitiges bespringen, drüber krabbeln und anpinkeln.
Auf den Rücken werfen (der erste Schritt zur Rangordnungsfindung) und zwangsputzen (das unterlegene Tier wird fest gehalten und am Kopf, Nacken oder Hals geputzt.
Bis hierher ist das Verhalten nicht beunruhigend, sondern völlig normal. Auch wenn es etwas wild, laut und bedrohlich wirkt, greifen Sie bitte nicht ein, die Tiere müssen ihre Rangordnung so klären!

Einschreiten
Sollten die Tiere sich ernsthafte Wunden zufügen, kämpfen sie so stark miteinander, dass Blut fließt, hören sie gar nicht auf sich zu jagen, sitzt ein Tier schon völlig gestresst in einer Ecke und atmet nur noch stark. Dann müssen Sie eingreifen und die Vergesellschaftung vorerst beenden. Der nächste Versuch sollte erst wieder statt finden, wenn alle Tiere sich beruhigt haben.

Greifen Sie niemals mit der bloßen Hand zwischen kämpfende Ratten! Auch dicke Handschuhe schützen nicht vor Bissen, können aber dazu führen, dass Sie die Ratten zu fest anpacken. Verwenden Sie zur Trennung einen Handfeger, eine dicke Pappe oder werfen Sie ein Handtuch auf die Tiere. Sie können auch eine Blumenspritze mit lauwarmen Wasser füllen und die Streithähne etwas nass machen (ohne Druck). Die meisten Ratten sind davon so verwirrt, dass sie sich erst einmal trennen und trocken putzen. Setzen Sie die Tiere nicht nass wieder in ihren Käfig sondern trocknen Sie die Ratten gut ab!

Nächster Schritt
Verstehen sich die Ratten im unbekannten Gebiet, können Sie die Tiere zusammen in ihren bekannten Auslauf lassen. Erst wenn die Ratten sich an mehreren aufeinanderfolgenden Tage bei mehrstündigem Freilauf wirklich im Auslauf vertragen, schon zusammen kuscheln, spielen bzw. sich putzen und gemeinsam fressen, und kaum noch rangeln, können Sie das Zusammensetzen in den gemeinsamen Käfig wagen.

Zusammen im Käfig

Der Käfig ist das alleinige Revier der eingesessenen Ratten und es wird beim Zusammensetzen wieder zu Streitereien und Verfolgungsjagden kommen.

Reinigen Sie den gesamten Käfig und den Käfiginhalt vor dem ersten gemeinsamen Einsetzten gründlich mit Essigwasser. Verteilen Sie wieder Futter und stellen sie auch eine kleine Schüssel mit Brei oder Joghurt in den Käfig, an dem treffen sich die Ratten mit etwas Glück und fressen evtl friedlich gemeinsam.

Dann werden zuerst die neuen Ratten in den Käfig gelassen um diesen kennen zu lernen. Wenn die alteingesessenen Ratten dazu kommen, wird es wieder zu wilden Verfolgungsjagten kommen s.o.

Sie können die neuen Ratten vor der Vergesellschaftung auch mit dem Urinnassen Streu der "alten" Ratten einreiben, das gibt ihnen Rudelgeruch und erleichtert die Integration.

Eine sanftere Möglichkeit ist die, dass Sie die Ratten selbst entscheiden lassen, wann sie in das Gehege des Rudels ziehen. Stellen Sie beide Gehege in den Auslauf und lassen Sie die Türen offen. Irgendwann ziehen die neuen Ratten in den Käfig der alteingesessenen Ratten, jedenfalls mit etwas Glück.

Mit viel Geduld wird Ihnen die Vergesellschaftung gelingen, geben Sie nicht auf, es kann mitunter Wochen dauern ehe die Tiere sich verstehen. Manche Ratten schließen allerdings schon von Anfang an Freundschaft und sind sofort unzertrennlich, andere brauchen ihre Zeit und streiten beim Auslauf immer wieder.

Es klappt aber nicht immer, Tiere zusammen zu bringen. Es sind eben alles Individuen so wie Sie und ich und wir würden auch nicht jeden Menschen einfach so in unserer Wohnung und Ihrem Leben dulden. Vertragen sich die Tiere gar nicht, ist eine deutliche und andauernde Abneigung zu sehen, dann sollten Sie die Tiere in andere Rudel vergesellschaften oder ihnen zumindest einen anderen Partner gönnen.