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Verhalten

Damit Sie Ihr Meerschweinchen besser verstehen, versuchen wir hier einige typische Verhaltensweisen zu erklären, jedenfalls soweit wir Menschen diese überhaupt verstehen können:

Lautsprache

  • Lautes Quieken
    Wilde Meerschweinchen stoßen ein lautes Quieken aus, wenn Gefahr droht, es warnt die ganze Gruppe und alle Meerschweinchen stürmen sofort in Sicherheit, wenn der Warnruf ertönt. Es ist ein sehr lauter Rufton, der in Intervallen ausgestoßen wird. Dieser Warnruf wurde von den domestizierten Meerschweinchen angepasst, etwas schriller und andauernder warnt nun nicht mehr vor einer Gefahr, sondern er kündigt die Fütterung an und/oder zeigt an, dass die Tiere der Ansicht sind, Hunger zu haben (im Grunde also auch schon wieder Angst - Angst vor dem Hungertod, diese Angst haben manche Meerschweinchen sogar vor dem gefüllten Napf, wenn ihnen der Inhalt nicht gefällt.). Dieser schrillere Warnton (manche Banausen sagen Gebrüll dazu) ist also dem Menschen vorbehalten und wird von Meerschweinchen immer dann verwendet, wenn sie Futter möchten (also fast immer) oder sie mitbekommen, dass der Halter in der Nähe ist oder das Futter schon zubereitet.
    Eine etwas hektischer und noch schrillere Variante des lauten Quieken zeigt an, dass die Meerschweinchen Angst, Panik oder Schmerzen haben. Auch Meerschweinchen die sich verlaufen haben oder durch andere Art von der Gruppe getrennt wurden, stoßen ähnlich laute Rufe aus. Die Artgenossen antworten dann häufig auch um das verlorene Tier in ihre Mitte zurück zu lotsen.

    Meerschweinchenbabys rufen mit einem etwas leiseren Quieken ihre Mütter, wenn sie diese nicht mehr sehen und nicht mehr wieder finden.

  • Leises Quiezen und Muckern
    Wenn die Meerschweinchen sehr leise vor sich hin muckern und quieken, dann fühlen sie sich wohl. Manche Meerschweinchen kommentieren jeden ihrer Schritte mit einem leisen "muck muck", sie quiezen meist leise wenn sie sich "unterhalten". Das leise Muckern ist auch häufig zu hören, wenn die Tiere friedlich beieinander liegen oder gemeinsam fressen. Es scheint bei Tieren, die sich frei im Gehege bewegen, eine Art Wohlfühllaut zu sein. Manche behaupten sogar, es sei eine Art Echolot, mit dem die Tiere ihren Artgenossen zeigen möchten, wo sie sich gerade aufhalten, aber das ist natürlich nur eine scherzhafte Deutung.

  • Lautes Quiezen
    Ein kaskadenartig an- und abschwellendes, unbeschreibliches Geräusch (es klingt ein bisschen wie ein zu schnell laufendes Tonband oder das Geschnatter vieler lauter Vögel), leicht schrill, aber auch mit einem Gurren. Dies ist eine Art "Diskussionssprache", die einem ernsthaften Streit auch vorangehen kann. Häufig werden diese Geräusche von mehreren Weibchen gleichzeitig produziert, wenn sie sich nicht ganz einig sind. Dieses Gezeter kann lange anhalten und mitunter sind alle Mitglieder einer Gruppe der Ansicht sich anschließen zu müssen. Manche Weibchen bewegen beim Ausstoßen dieses lauten Quiezens auch ihren Po hin und her und klappern zwischendurch mit den Zähnen.

  • Brommseln (Brummen)
    Das Brommseln ist ein knatternd, brummendes, teils gurrendes Geräusch, mit dem vor allem das Männchen Partner/innen auf sich aufmerksam machen will. Es ist also eine Art Brautwerbung. Dabei bewegt sich das Meerschweinchen langsam wiegend, meist leicht seitlich gestellt mit gesenktem Kopf auf das andere Tier zu und brummt bzw. knattert recht laut. Das Brummen ist in erster Linie ein Paarungslaut. Weibchen lassen diesen Brummton auch hören, wenn sie in die Brunft kommen, was etwa alle 18 Tage der Fall ist, dann knattern und brummen auch sie die Böcke und ihre weiblichen Partnerinnen an.

    Böcke brommseln auch mal "dazwischen" wenn Weibchen Meinungsverschiedenheiten haben - sie scheinen ihren Harem auf diese Weise auch zu beruhigen.

    Ebenso wird von Böcken, wie auch von Weibchen, auf diese Art gebrommselt, wenn es zu Rangordnungsstreitigkeiten kommt. Das Brommseln ist mitunter auch ein Warnlaut und der Anfang eines Streites bei gleichgeschlechtlichen und gegengeschlechtlichen Tieren.

    Böcke in Bockgruppen brommseln viel und gern auch um sich zu unterhalten, da sie die anderen Varianten der Meerschweinchensprache allgemein auch nicht so intensiv nutzen wie die Weibchen.

  • Gurren
    Das Gurren ist ein Beruhigungslaut, ähnlich dem Brommseln, nur leiser. Meerschweinchen beruhigen sich damit gegenseitig. Das Gurren ist häufiger zu hören, wenn die Tiere sich überraschend begegnen (also regelrecht ineinanderlaufen). Wird ein Meerschweinchen zu aufdringlich, gurrt das andere Tier um es auf Distanz zu halten (es will das andere Tier beruhigen). Meerschweinchen gurren auch oft leise, wenn sie unsicher oder einsam sind. Vor allem rangniedere Tiere gurren sehr häufig, selbst wenn kein Grund dafür zu erkennen ist. Es ist ein wenig zu damit zu vergleichen, dass wir leise summen oder singen, wenn wir uns ein kleines bisschen fürchten oder unsicher sind. Sie laufen durch das Gehege und beruhigen sich selbst. Denn wir dürfen nicht vergessen: Wirklich sicher fühlt sich ein Meerschweinchen nur, wenn ein anderes Meerschweinchen voran läuft. Sind sie allein unterwegs und vielleicht auch noch rangnieder, dann müssen sie sich selbst ein wenig Mut zugurren. Manche Jungtiere gurren allerdings bei jeder Gelegenheit, weil sie gelernt haben, dass sie so leichter durchs Leben kommen. Das zeigt dann auch schon eine gewisse Unbekümmertheit, da wird das Gurren dann aber oft von älteren Tieren nicht mehr sehr ernst genommen.

    Bei der Fütterung von Hand wird ebenfalls gegurrt, denn das Schweinchen möchte den Menschen, dem es ja gerade das Futter klaut, beruhigen. Vor allem junge Meerschweinchen gurren auch oft, besonders intensiv wenn sie älteren das Futter weg nehmen (was sie aber nicht etwa machen, weil sie frech sind, sondern weil sie von den Alten lernen, was fressbar ist). Ebenso, wird am Futternapf gegurrt, wenn viele Tiere zusammen eng daran stehen. Damit zeigen alle Meerschweinchen die gurren an, dass sie friedlich sind und keinem etwas tun wollen und hoffen, dass die anderen sie auch in Ruhe fressen lassen.

    Meerschweinchen versuchen auch den Menschen mit dem Gurren zu beruhigen, wenn er etwas tut, was sie nicht möchten. Vor allem wenn sie gestreichelt werden oder auch beim Gesundheitscheck. Häufig wird dieses Gurren auf dem Schoß mit dem angenehmen Schnurren der Katzen verwechselt, es zeigt er aber in dem Fall eher Unbehagen und große Unsicherheit.

  • Cirpen/Zirpen
    Das Cirpen klingt ein wenig als würde ein Vogel zwitschern. Es ein eintöniges und stoßweise hervorgebrachtes tschirpen. Wild lebende Meerschweinchen scheinen auf diese Art und Weise Stress abzubauen, sie cirpen öfter. Unsere Hausmeerschweinchen lassen das cirpen nur selten hören. Nicht selten ist es in der Dämmerung oder sogar nachts zu hören. In den meisten Fällen steht das entsprechende Meerschweinchen unter Stress , z. B. bei Rangstreitigkeiten, in der Pubertät, wenn eine Dame brommselig ist, bei Krankheit oder Tod eines anderen Tieres. Auffallend ist dabei, dass mitunter die anderen Mitbewohner im Gehege in eine Art Starre verfallen und angespannt zuhören, wenn einer ihrer "Kollegen" cirpt. Meist hören die Tiere auf zu cirpen, wenn der Besitzer nachschauen kommt. Nicht selten haben dann die verzweifelten Besitzer schon nach zufällig in der Wohnung eingesperrten/verflogenen Vögeln gesucht, da sie nicht auf die Idee kamen, dass ihre Meerschweinchen solche Geräusche von sich geben. Das Cirpen ist also eher als etwas Unangenehmes zu werten, es sollte versucht werden, herauszufinden, was diesen Stress auslöst.

  • Zähneklappern
    Das laute Zähneklappern ist bei Rangstreitigkeiten ein Zeichen von Imponiergehabe. Meerschweinchen klappern mit den Zähnen, wenn sie sich streiten, es wird eingesetzt, um zu drohen. Häufig ist das Klappern mit einem wiegendem Gegenüberstehen verbunden. Es ist nicht selten die Vorstufe zu einem heftigen Streit. Es ist auch ein deutlicher Warnlaut, wenn ein Meerschweinchen einen Menschen anklappert, möchte es in Ruhe gelassen werden. Zähneklappern kann auch auf Schmerzen hindeuten.

  • Zähnemahlen
    Meerschweinchen besitzen Backenzähne, die zeitlebens nachwachsen. Mitunter ist zu beobachten, dass Meerschweinchen in Ruhestellung mit den Zähnen mahlen. Meist ist das eine Art Zahnpflege, mit der sie die Zähne kurz halten. Mitunter wird auch in den Backen verstautes Futter einfach weiter gefressen und manchmal ist das Zähnemahlen auch ein Zeichen von Unsicherheit. Bei bestehenden Krankheiten kann das Zähnemahlen auch ein Ausdruck von Schmerzen sein.

Wir haben hier mal, eher scherzhaft, ein paar der üblichen Meerschweinchengespräche aus unserem Gehege in Menschensprache übersetzt:
Wenn Meerschweinchen wie wir sprechen würden?

Körpersprache

  • In Starre verfallen
    Das Meerschweinchen sitzt mit groß aufgerissenen Augen und völlig unbeweglich da. Es ist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Meerschweinchen Angst hat. Bitte lassen Sie es in Ruhe, bzw. reden Sie freundlich mit ihm, beruhigen Sie es, aber streicheln Sie es nicht, das könnte seine Angst vergrößern. Wenn Sie das Tier auf dem Arm haben (zum Gesundheitscheck) setzen Sie das Tier so bald wie möglich ab und beruhigen Sie es mit sanfter Stimme und einem Leckerchen. Auch in Stresssituationen im Gehege verfallen Meerschweinchen in Starre, z. B. bei Vergesellschaftungen oder wenn es Rangstreitigkeiten gibt. Für eine kurze Zeit ist das dann auch normal. Sollte ein Tier über mehrere Stunden in Starre verharren, könnte das auf ernste Probleme hinweisen- Überprüfen Sie die Gruppenzusammensetzung und den Gesundheitszustand des Tieres.

  • Mit dem Kopf hochschlagen
    Wenn Meerschweinchen beim Streicheln mit dem Kopf hoch schlagen, dann bedeutet das: Lass mich in Ruhe, hör auf mich zu streicheln. Meerschweinchen werfen den Kopf als Abwehrmaßnahme hoch, wenn sie über den Kopf oder den Rücken gestreichelt werden. Meerschweinchen mögen das Streicheln nicht.

    Untereinander ist das Kopf hochwerfen eine Art Drohgebärde. Ist ein anderes Meerschweinchen zu nahe gekommen, wirft ein Schweinchen den Kopf ruckartig hoch und zeigt auch manchmal dabei die Zähne. Es ist es ein sicheres Zeichen dafür, dass dieses Meerschweinchen in Ruhe gelassen werden möchte und ein anderes Meerschweinchen zu nah gekommen ist. Häufig reicht es aus, dass die Tiere ihre Köpfe hochwerfen, dann gehen sie auseinander. Mitunter stehen sie sich dann auch eine Weile mit erhobenem Haupt gegenüber und bedrohen sich. Für gewöhnlich gehen sie dann aber friedlich auseinander, der Unterlegene wirft seinen Kopf ruckartig einmal hoch, dreht sich um und geht weg und der Streit ist dann schnell vergessen.

    Meerschweinchen die unter Stress stehen (wegen Rangproblemen, Krankheit etc.) oder einfach miese Laune haben, werfen auch oft den Kopf hoch um ihre Umwelt dabei neu zu gestalten, so werden Häuser und Raufen umgeworfen, Kuschelsäcke von innen intensiv bearbeitet oder Dinge aus dem Weg geschoben. Wenn sonst gesunde und ruhige Tiere sich so benehmen, kann das ein Zeichen einer Krankheit sein.

  • Luftsprünge, wildes herumlaufen
    Die Meerschweinchen springen dabei mit allen vier Füßchen gleichzeitig in die Luft - es wirkt wie Bocksprünge ohne Bock. Manche Halter sagen, es sieht aus wie epileptische Anfälle und es wird auch mit poppendem Mais verglichen, daher auch die oft verwendete Bezeichnung: Popcornen. Häufig sind die Sprünge mit wildem Umherlaufen verbunden. Diese Sprünge sind eine Übersprungshandlung. Das Meerschweinchen ist aus irgendeinem Grund irritiert oder überfordert und das führt zu der Muskelkontraktion, die dann das Springen verursacht. Das Springen kann vom Meerschweinchen sehr wahrscheinlich nicht bewusst gesteuert werden, es ist also vermutlich ein unbewusst eintretender Prozess. Meist erweckt das Popcornen den Eindruck, die Tiere springen aus purer Übermut. Sie springen, wenn sie gerade gefüttert werden, sie springen, wenn sie Spaß miteinander haben und sie springen, wenn sie etwas Neues entdecken. Man bekommt auch das Gefühl, dass ein Meerschweinchen das etwas aufregendes erlebt ganz automatisch anfängt zu hüpfen. Junge Meerschweinchen popcornen sehr häufig, was wohl auch damit zusammen hängt, dass sie ständig vom Leben aufs Neue überrascht werden und sie auch sehr unsicher sind. Auch eine Unsicherheit wird durch das Popcornen überdeckt. Die älteren Semester sind ja meist etwas ruhiger und sie popcornen nur selten und mit einer gewissen fehlenden Leichtigkeit (rums - die Erde bebt). Mitunter wird Bewegungsmangel als Grund für das Popcornen angegeben, angeblich würden die Tiere damit ihre Muskeln trainieren, das können wir nicht nachvollziehen, beim Popcornen werden nur wenige Muskelpartien beansprucht und auch Tiere, die sehr viel Platz haben popcornen wild durch ihre Gehege, im Grunde sogar noch mehr, als Tiere in sehr kleinen Gehegen, die oft gelangweilt und wenig gefordert und somit auch seltener überfordert sind. In kleineren oder überfüllten Gehegen wird aber sicher das Popcornen durch häufige soziale Kontakte und mitunter auch durch leichten Stress und daraus resultierender Unsicherheit hervorgerufen. Ihre Muskeln trainieren Meerschweinchen durch Streckübungen und Laufen.

    Luftsprünge mit unangenehmem Quieken können auch Hinweis auf Juckreiz (beispielsweise hervorgerufen durch Parasiten) oder Schmerzen sein! Häufig auch bei Harnwegsinfekten oder Blasensteinen.

  • Hintereinander herlaufen
    Wenn Meerschweinchen unsicher sind und/oder ein neues Terrain erkunden, laufen sie oft hintereinander her - wie im Gänsemarsch. Das gibt ihnen Sicherheit. Meist geht das ranghöchste Tier voraus - aber bei domestizierten Tieren ist es häufig nicht mehr so. Es wird auch aus Spaß hintereinander hergelaufen. Häufig ist es auch so, dass ein überlegenes Tier den Unterlegenen nach einer Meinungsverschiedenheit noch eine Weile umherjagt. Böcke jagen ebenfalls paarungsunwillige Weibchen. Ebenso wird hinterher gelaufen, wenn ein Tier in der Brunft ist und ein anderes Tier aufreiten will. Meist wird sich da erst einmal eine Weile gejagt, bis es dann zum Aufreiten kommt.

  • Aufreiten
    Beim "Aufreiten" springen Böcke und auch ranghöhere Weibchen von hinten halb auf die Partner auf. Böcke reiten auf, wenn die Weibchen hitzig sind, meist beginnen diese "Liebesspiele" mit schnuppern am Po der Weibchen. Dann versucht der Bock aufzureiten, die Weibchen rennen - normalerweise laut zeternd - davon, bis der Bock dann Erfolg hat und Aufreiten durfte. Das Aufreiten bei gleichgeschlechtlichen Tieren hängt ebenfalls mit dem Sexualtrieb zusammen, mitunter ist es aber auch ein Zeichen von Rangordnungsfindung, wobei das ranghöhere Tier auf das unterlegene Tier steigt.

  • Brommseln/wiegender Gang
    Zum "Brommseln" (s.o.) gehört auch der typische "Brommselgang". Dabei bewegt sich der Bock oder auch das ranghöhere Tier meist seitwärts mit wiegenden Schritten auf das andere Tier zu. Die Tiere zeigen ihre ganze Körperbreite um größer zu wirken. Zu Beginn von Rangstreitigkeiten - gerade bei Vergesellschaftungen - bewegen sich die Tiere ebenfalls in diesem leicht wiegenden Seitwärtsschritten aufeinander zu. Sie können eine Aggression im Brommselgang meist daran erkennen, dass die Tiere ihr Nackenfell sträuben.

  • Kuscheln
    Babys und junge Meerschweinchen kuscheln sich noch oft eng aneinander, um sich zu wärmen oder um Schutz zu suchen. Findet ein Baby die anderen Meerschweinchen/die Mutter nicht, fängt es an zu fiepen. Ältere Meerschweinchen kuscheln sich nur sehr selten eng aneinander. Eng zusammengekuschelt sieht man erwachsene Meerschweinchen eigentlich nur, wenn sie Angst haben oder die Häuser/Gehege zu klein sind. Im Normalfall und bei ausreichendem Platzangebot halten Meerschweinchen immer einen kleinen Abstand voneinander, wobei sie die Sicherheit der Gruppe aber auf alle Fälle brauchen, die anderen Meerschweinchen müssen schon zu sehen und zu riechen sein. Hier gibt es einen ausführlich Artikel zum Thema Das Meerschweinchen als Kuscheltier?.

  • Putzen/Fellpflege/Ohren lecken
    Im Normalfall putzen sich Meerschweinchen nicht gegenseitig. Sie betreiben auch keine so ausgiebige Fellpflege wie andere Nager. Sie putzen sich natürlich selbst und halten ihr Fell relativ sauber wenn es kurz genug ist, aber sie putzen sich eher kurz und nicht so ausgiebig. Häufig ist auch das Putzen eine Übersprungshandlung: Die Tiere fangen an sich zu putzen, wenn sie mit einer Situation überfordert sind.

    Hin und wieder kann beobachtet werden, dass ein Meerschweinchen das andere am Ohr oder quer über die Schnauze leckt, dies scheint ein Zeichen von Zuneigung zu sein und wird auch gemacht, um neue Tiere in die Gruppe aufzunehmen oder den Gruppenzusammenhalt zu stärken. Ebenfalls scheint das Putzen im Gesicht und am Ohr auch dazu verwendet zu werden, gestresste Gruppenmitglieder zu beruhigen und verängstigte Meerschweinchen zu trösten. Auf alle Fälle wurde es hier immer nur als eher liebevolle Geste bemerkt, manchmal lecken die Tiere auch die Wunden anderer Tiere oder entzündete Augen intensiv ab. Es kann aber auch sein, dass ranghöhere Tiere unterlegene Tiere zwangsputzen.

    Mitunter ist zu beobachten, dass ein Meerschweinchen den Kopf hoch nimmt und ein anderes Meerschweinchen seinen Kopf darunter schiebt und teilweise auch das andere Meerschweinchen am Hals putzt. Dieses Verhalten wird sehr unterschiedlich interpretiert. Es wird gesagt, das Meerschweinchen mit dem erhobenen Kopf wäre rangniedriger und würde sich unterwerfen - es wird auch gesagt, das Schweinchen mit dem erhobenen Kopf wäre ranghöher. Wie auch immer; unsere eigenen Meerschweinchen scheinen ihren Rang nicht zu kennen, denn sie wechseln sich damit ab.

  • Gähnen/Maul aufreißen
    Geht das Gähnen oder Maul aufreißen einher damit, dass das Tier gerade aufgestanden ist und seinen Körper streckt, dann handelt es sich tatsächlich um ein normales Gähnen aus Sauerstoffmangel, wie wir Menschen es auch kennen. Aber im Rangkampf hat das geöffnete Mäulchen eine ganz andere Bedeutung. Das unterlegene Meerschweinchen öffnet das Mäulchen als zusätzliches Zeichen dafür, dass es sich unterwirft. Leider wird auch das häufig von Haltern missverstanden, die bemerken, dass die Tiere beim Streicheln das Mäulchen öffnen und dies für ein entspanntes Gähnen halten, in Wahrheit ist es aber ein Zeichen dafür, dass das Tier sich aufgibt.

  • Weglaufen
    Meerschweinchen sind Fluchttiere, ein kleines Geräusch, eine unbedachte Bewegung kann schon dazu führen, dass die kleinen Quitscher panisch wegrennen. Wenn ein Meerschweinchen rennt, dann rennen alle Meerschweinchen mit. Es wird vermutet, dass die Tiere dabei Warnrufe im Ultraschallbereich abgeben. Denn die ganze Herde rennt, auch wenn einzelne Tiere vorher keinen Blickkontakt mit ihren Artgenossen hatten und sie die Ursache (in dem Fall dann eine Bewegung) nicht wahr nehmen konnten.

  • Starre beim Hochnehmen
    Meerschweinchen lassen sich auch vom Besitzer nur ungern anfassen. Sie nehmen wenn sie zahm sind gern Futter aus der Hand und oft kommen sie freiwillig zum Spielen, aber sie mögen es absolut nicht hochgenommen zu werden. Für sie ist greifen und hochgehoben werden ähnlich, wie das Gefangen werden durch einen Greifvogel - also richtig unangenehm. Meerschweinchen, die in kleinen Gehegen wohnen haben allerdings gelernt, dass sie nicht flüchten können, also bleiben sie häufig sitzen und lassen sich hochnehmen, dabei strecken sie die Füßchen durch und versuchen krampfhaft, sich abzustützen. Außer zum Gesundheitscheck sollte das den Tieren aber wirklich erspart bleiben!

  • Neugier
    Meerschweinchen sind aber nicht nur ängstliche Fluchttiere. Sie können auch sehr neugierig sein. Wenn sie gelernt haben, dass sie von ihrem Besitzer keine Angst haben müssen, dann kommen sie häufig sehr neugierig angelaufen, wenn er zu ihnen kommt. Sie untersuchen auch neue Einrichtungsgegenstände im Gehege mit einer gewissen Neugier - aber auch mit Zurückhaltung.

  • Ignoranz
    Eine sehr typische Verhaltensweise von Meerschweinchen ist das völlige Ignorieren neuer Gegebenheiten. Ein neuer Gehegebewohner oder auch ein neuer Einrichtungsgegenstand werden erst einmal gar nicht beachtet. Sie laufen dann mitunter häufiger dran vorbei, scheinen also schon die Veränderung wahr zu nehmen, aber sie betrachten diese erst aus der Distanz. Sie tun erst einmal so, als wäre das neue Haus, der neue Mitbewohner gar nicht da. Es kann deshalb auch bei Vergesellschaftungen einige Zeit dauern, bis die Tiere wirklich aufeinander treffen und dann auch anfangen, ihren Rang auszufechten. Deshalb ist es so wichtig, bei Vergesellschaftungen länger dabei zu bleiben, denn eine anfängliche Ruhe sagt noch nichts darüber aus, ob die Tiere sich wirklich gut vertragen.

  • Urin spritzen
    Das Verspritzen von Urin ist eine Abwehrreaktion. Weibchen, die all zu arg von ihrem Bock oder anderen Weibchen bedrängt werden, verspritzen Urin. Dazu heben sie ihren Po hoch und können so sehr hoch und sehr weit spritzen, was ausgesprochen unschön auf Tapeten aussehen kann und dazu führt, dass aufdringliche Böcke manchmal etwas nass aussehen und übel riechen. Allerdings, es gibt auch extrem genervte Damen, die bei jeder Gelegenheit ihren Po heben und Urin verspritzen, da reicht es häufig schon, wenn sie mal von einer anderen Dame angerempelt werden oder es ihnen schlicht nicht passt, dass jemand hinter ihnen steht.

  • Mit dem Po über den Boden rutschen
    Meerschweinchenböcke besitzen unterhalb des Afters Duftdrüsen in der Perinealtasche. Mit diesen Drüsen markieren sie ihr Revier. Dabei machen sie den Rücken krumm, drücken ihren After auf dem Boden und rutschen dann mit dem Hinterleib über den Gehegeboden. Auch Weibchen markieren mitunter ihr Revier indem sie mit dem Po über den Boden rutschen, vor allem wenn sie gerade paarungsbereit sind.

  • Auf der Seite liegen
    Liegt ein Meerschweinchen beim Schlafen völlig entspannt auf der Seite, dann geht es ihm gut und es fühlt sich völlig sicher. Hinweis: Steht es zur Fütterung nicht auf und wirkt es apathisch, dann ist es ein Krankheitssignal. Allerdings kommt es auch bei sehr alten Tieren dazu, dass sie so entspannt und fest schlafen, dass sie tatsächlich erst einmal geweckt werden müssen.

  • Aufgestelltes Nackenfell/gesträubtes Fell
    Wenn Meerschweinchen sich aufregen, Stress haben oder sich in einem Rangkampf befinden, sträuben sie ihr Nackenfell ab. Teilweise wirkt das ganze Tier dann plüschiger. Durch diese Maßnahme versuchen sie größer auszusehen. Wenn Meerschweinchen stark futterneidisch sind, neigen sie dazu, schnell und hektisch zu fressen, dabei plustern sie sich auch mitunter auf.

  • Knabbern am Käfiggitter oder Gehegerand
    Das Knabbern am Käfiggitter oder Gehegerand kann verschiedene Ursachen haben:
    • In den meisten Fällen ist es schlicht Langeweile in einem zu kleinem Käfig, der häufig auch nicht mit genügend Spielzeug und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet ist.
    • Frustration aufgrund von Stress kann ein weiterer Grund für das Nagen sein. In zu engen Käfigen kommt es in der Gruppe häufiger zu Stress.
    • Frustration und Einsamkeit bei Tieren die allein leben können ebenfalls zum Gitternagen führen.
    • Fehlende Nagemöglichkeiten wie Zweige oder festes Heu können auch zum Gitternagen führen.
    • Häufig wird das Knabbern am Gitter eine Suchthandlung (Stereotype), die auch in einem großen Gehege mit vielen Artgenossen beibehalten wird. In dem Fall ist es sehr schwer die Meerschweinchen davon abzubringen, sie brauchen dann viel Abwechslung und Beschäftigung bzw. Zuwendung von ihrem Menschen.
    • Das gelegentliche probehalber am Gitter oder am Gehege nagen, ist sicher auch nur ein Zeichen davon, dass die Meerschweinchen einen Ausweg aus ihrem Käfig suchen, denn wie groß der Käfig auch sein mag, das Draußen reizt.

Sonstiges, ungewöhnliches Verhalten

  • Würgen/Röcheln:
    Ein Verhalten das häufig beobachtet wird: Das Meerschweinchen sitzt auf einer Stelle, der Kopf zuckt vorwärts, teilweise versuchen die Tiere mit den Pfoten in das Maul zu kommen. Dabei macht das Meerschweinchen Geräusche, es klingt ein wenig, als wenn es sich verschluckt hat, es röchelt, man könnte auch meinen es hustet.

    Die Ursache hierfür ist, dass manche Meerschweinchen ihr Essen zu stark schlingen. Sie beißen (gerade vom Lieblingsfutter) zu große Stückchen ab. Diese bleiben ihnen im wahrsten Sinn des Wortes "im Halse stecken". Meist bleiben diese Futterbrocken zwischen den hinteren Backenzähnen stecken und lösen einen Würgereiz und Husten aus. Für gewöhnlich bekommt das Meerschweinchen die Situation schnell selbst wieder in den Griff, es würgt den Futterbrocken aus und häufig kann hinterher beobachtet werden, wie sie dann das Futter zerkauen.

    Wenn das Meerschweinchen allerdings längere Zeit würgt und das Futter nicht selbst wieder aus dem Hals bekommt (meist bei sehr jungen und unerfahrenen Tieren), muss der Halter helfen. Warten Sie aber vorher ruhig einige Minuten ab. Nehmen Sie einen Kaffeelöffelstiel zur Hilfe, schieben Sie diesen hinten in das Maul des Tieres und versuchen Sie damit, das Futterstück zu lockern. Schaffen Sie es nicht und bekommt das Tier das Futter nicht heraus, müssen Sie mit dem Tier unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen.

  • Schluckauf:
    Ja, auch Meerschweinchen können einen Schluckauf bekommen. Es kommt mitunter zu einer Art Schluckauf, wenn die Tiere sich erschrocken haben, oder aber wenn sie zu schnell gefressen haben. Ihr Zwerchfell zieht sich dann krampfartig zusammen, der Luftstrom in die Lunge wird in Intervallen unterbrochen und es kommt zu einem klickernden Geräusch. Dabei sitzen die Meerschweinchen häufig zuckend auf der Stelle und wirken selbst ein wenig irritiert. Normalerweise ist der Schluckauf schnell wieder vorbei, wenn das Meerschweinchen sich beruhigt.

  • Fell fressen:
    Es kommt vor, dass Meerschweinchen ihren Artgenossen das Fell anfressen oder abknabbern. Die schweinischen Mitbewohner sehen dann aus wie frisiert. Bisher gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse dazu, weshalb die Tiere das tun. Wurde in alten Büchern noch davon gesprochen, dass die entsprechenden Meerschweinchen einen Mangel (Heumangel, Mineralienmangel) haben, kann das bei moderner Haltung ausgeschlossen werden. Auch Schweinchen, die immer massenhaft Heu, hochwertige Kräuter und Mineralien zur Verfügung hatten, fraßen weiter das Fell der Artgenossen ab.

    Andere Ursachen scheinen derzeit wahrscheinlicher, allen voran Langeweile in zu kleinen und mangelhaft ausgestatteten Käfigen. Bei einer zu engen Besatzdichte im Gehege kommt es häufiger zu Fellfressen. Aber auch Stress bei falscher Gruppenzusammensetzung und ständiger Gruppenumstellung, sowie Stress aufgrund von Krankheit (Juckreiz bei Parasitenbefall, Schmerzen) kann Fellfressen auslösen. Ein Tierarztbesuch mit dem entsprechenden Tier scheint angeraten. Überprüfen Sie die Gruppenzusammensetzung, evtl. passen die Tiere nicht gut zusammen und stehen deshalb unter Stress.

    Fellfressen scheint aber auch eine erlernte Verhaltensweise zu sein, die Gruppenmitglieder voneinander übernehmen. Es wird erlernt und häufig innerhalb der Gruppe weiter gegeben. Nicht selten sind die fellfressenden Tiere innerhalb der Gruppe sehr dominant und stehen hoch im Rang, es könnte also teilweise auch eine Dominanzgeste sein.

  • Am Maul schnüffeln
    Vor allem Meerschweinchenbabys machen das sehr häufig: Sie schnüffeln intensiv am Maul der erwachsenen Meerschweinchen und versuchen so heraus zu finden, was diese gerade gefressen haben - erst dann probieren sie das entsprechende Futter auch. Manchmal ist das Verhalten auch bei erwachsenen Tieren zu sehen, die neu in eine Gruppe ziehen oder aus Einzelhaltung kommen.

  • Kot fressen
    Meerschweinchen spalten im Blinddarm Vitamine und Proteine aus der Nahrung auf. Sie geben einen Teil davon mit dem Kot wieder ab. Es wird sogar davon ausgegangen, dass sie in der Lage sind speziellen, stark protein- und vitaminhaltigen Kot zu produzieren, anders als beim Kaninchen unterscheidet sich dieser optisch nicht vom normalen Kot. Sie nehmen diesen speziellen Kot direkt am After wieder auf und fressen ihn. Daran dürfen sie nicht gehindert werden!