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Verstopfung (Obstipation) beim KaninchenWie erkenne ich eine Verstopfung?Folgende Erkennungsmerkmale gibt es, nicht immer treten alle gleichzeitig auf:
Woher kommt die Verstopfung?Verstopfung kann verschiedene Ursachen haben:
Der Hauptgrund für ständig wiederkehrenden Verstopfung ist meist eine grundsätzlich falsche Fütterung der Tiere. Getreide und/oder Melassehaltiges Trockenfutter, getrocknetes Gemüse und zuckerhaltige Snacks sorgen dafür, dass der Darm nicht vernünftig arbeiten kann. In dem Fall hilft nur eine langsame Umstellung auf eine gesunde Ernährung der Tiere.
Wichtig:Suchen Sie mit Ihrem Tier unverzüglich nach der Entdeckung der Verstopfung einen Tierart auf. Eine länger andauernde Verstopfung führt zum Tode des Tieres!Mitunter wird zur Behandlung ein Spasmolytikum (z.B. Buscopan) angewandt. Wir haben damit keine guten Erfahrungen gemacht und in Fachärztekreisen wird eher davon abgeraten. Dieses Mittel lähmt den Darm der Kaninchen zu stark, es sollte also nur eingesetzt werden, wenn andere Mittel nicht wirken. Wenn die Verstopfung sich nicht löst, ist es sinnvoll, das Tier röntgen zu lassen um die Ursache für die Verstopfung abzuklären. Aufgasungen und Bezoare (Steinbildung) können so voneinander unterschieden werden.
Behandlung bei Verstopfung:Grundsätzlich sollte keine längere Eigenbehandlung ohne Tierarztkonsultation statt finden!Versuchen Sie die Ursache für die Verstopfung abzuklären, überprüfen Sie vor allem das Futter des Tieres. Haarballen: Bei langhaarigen Tieren, die vorab schon Köttelketten ausgeschieden haben, könnte die Ursache der Verstopfung eine zu massive Aufnahme von Haaren (meist in Verbindung mit falscher Fütterung) sein. Wie in dem Fall noch zusätzlich zur Behandlung geholfen werden kann, können Sie hier nachlesen: Futterzusätze beim Fellwechsel. Wasser/Tee: Flüssigkeit hilft beim Ausscheiden von Verstopfungen. Wasserhaltiges Grün- und Saftfutter sollte vermehrt gegeben werden. Das Tier sollte viel Wasser, Kamillentee oder andere Kräutertees trinken. Sollte es nicht selber trinken, ist es wichtig mehrmals am Tag mit einer Pipette oder Spritze Wasser oder Tee einzuflößen! Öl: Öl macht den Darminhalt rutschig und hilft so, den Darminhalt auszuscheiden und die Verstopfungen zu lösen. Flößen Sie dem Kaninchen, nach Absprache mit dem Tierarzt ein hochwertiges Speiseöl, beispielsweise Leinöl, Olivenöl, Sesamöl, Rapsöl oder Sonnenblumenöl ein. Zu Beginn der Behandlung 2 bis zu 5 ml Öl, anschließend 2 - 3 x täglich 1 - 2 ml. Die Anwendung von Rizinusöl ist umstritten, da dieses zu starken Darmreizungen führt. Paraffinöl ist ebenfalls nicht zu empfehlen, da sich Bestandteile davon in den Organen anlagert und außerdem mit dem Mageninhalt verbinden kann, so dass es nicht den gewünschten Effekt als natürliches Gleitmittel erfüllt (wie neue Studien eindeutig belegen, egal was manche Tierärzte dazu sagen, es wird nicht komplett ausgeschieden). Rodikolan®: Ergänzend oder statt des Öls kann auch Rodikolan® oder Herbi Colan® verabreicht werden. Es wirkt krampflösend und besteht aus verschiedenen Pflanzenölen. 10 Tropfen dreimal täglich als Zusatz, oder statt anderen Ölsorten die oben genannte Menge im akutem Fall. Hier können Sie die entsprechenden Produkte bekommen: Curasal Rodikolan, Herbi Colan Suspension. Lactulose (Firma Albrecht) macht den Darminhalt glitschiger und hilft beim Ausscheiden. Aufgasung: Meist haben die Tiere zusätzlich zur Verstopfung noch starke Blähungen. Da im Darm immer Gärprozesse stattfinden und die Gase nicht ausgeschieden werden können, bläht der Darm auf. Vorsichtshalber wird also immer ein Mittel gegen Gasbildung im Darm eingesetzt. Als gut verträglich gelten Medikamente mit dem Wirkstoff Simeticon (z.B. Elugan® Tropfen, Lefax, Sab Simplex). 3 - 5 x tägl. zwischen 0,2 und 0,4 ml vermischt mit der gleichen Menge Wasser werden direkt ins Mäulchen gegeben. Schmerzmittel: Eine Verstopfung ist Schmerzhaft. Daher ist es immer sinnvoll, dem Tier ein Schmerzmittel zu verabreichen. Ein bis fünf Tropfen Metacam® 1,5 mg/ml (Suspension für Hunde) 2 x am Tag. Schlägt es nicht an, wird der Tierarzt evtl. Novalgin verabreichen. Infusion: Es sollte unverzüglich auch eine Infusion gesetzt werden. Ringerlösung wird dabei direkt unter die Haut gespritzt. Die Infusion wirkt Kreislaufstabilisierend und ist unerlässlich. Operation: Bei einer Magenüberladung durch aufgequollene Futterbestandteile im Bauch hilft oft nur noch eine Operation. Sollte sich die Überladung mit massiver Ölgabe auch innerhalb von 48 Stunden nicht lösen, muss der Einsatz einer Magensonde unter Narkose in Betracht gezogen werden. Auch eine offene Magen OP wird in dem Fall häufig durchgeführt. Päppeln? Da der Darm eines Kaninchens bei der Verstopfung ohnehin schon überladen ist, raten wir dringend davon ab, dass Tier noch zusätzlich noch massiv zu päppeln. Erst wenn sich die Verstopfung gelöst hat und das Kaninchen vor Schmerzen und Stress noch zu erschöpft ist, um normale Nahrung aufzunehmen, kann ihm Päppelbrei zur freiwilligem Aufnahme vorgesetzt werden. Hält die Verstopfung allerdings länger als einen Tag an und nimmt das Tier keinerlei Nahrung auf, ist es leider nötig, ein wenig Nahrung zuzuführen. Nie mehr als 10 ml pro Mahlzeit!
Abschließend:Wenn sich die Verstopfung gelöst hat, kommen oft große, matschige Köttel. Seltener vorab auch sehr kleine, vertrocknete Köttel, die hinter der Verstopfung gesessen haben und nicht abgesetzt werden konnten, weil Kaninchen kaum Darmperistaltik haben und Kot nur abgesetzt werden kann, wenn Futter nachschiebt. Es kann nach der Verstopfung ein paar Tage zu großen, unförmigen Matschkötteln kommen, das ist nicht weiter bedenklich und völlig normal. Da die Tiere Öl bekommen haben, sind die Köttel auch häufig glänzend und Tropfenförmig.Sobald das Tier wieder Kot absetzt, werden die meisten Medikamente auch abgesetzt. Schmerzmittel sind meist nicht mehr nötig (es sei denn, dass Tier zeigt noch sehr deutlich Schmerzen), Öl wird ebenfalls nicht mehr verabreicht. Es kann aber noch einige Tage zu Aufgasungen kommen, daher ist es sinnvoll, täglich noch ca. 0,2 und 0,4 ml von dem Medikament gegen Blähungen zu geben. Haben die Kaninchen bis dahin Trockenfutter, Leckerchen oder etwas anderes in der Art bekommen, dann ist eine Futterumstellung durch zu führen, kein Tier sollte mit solchen Futtermitteln krank gefüttert werden! Die Kaninchen müssen langsam wieder an ihre normale Ernährung heran geführt werden. Achten Sie darauf, dass die Tiere viel Heu zu sich nehmen, damit eine langsame und gleichmäßige Darmpassage des Futters gewährleistet ist. Geben Sie mehrmals täglich kleine Portionen Frischfutter, gut vertragen werden Fenchelknollen, frische Kräuter ( Basilikum, Dill und Pfefferminze wirken appetitanregend). Es ist wichtig, dass Frischfutter auf viele Portionen aufzuteilen, damit die Tiere sich nicht überfressen und der Darm gleichmäßig belastet wird. Nach ca. einer Woche sollte alles vergessen sein und das Kaninchen kann wieder ganz normal gefüttert werden.
Darmaufbau? Einfacher und gesünder wäre es natürlich, den Tieren Blindarmkot gesunder Kaninchen anzubieten, häufig versuchen die Kaninchen von sich aus, ihren Gehegegenossen diesen Kot zu stibitzen. Als Mensch wird man da aber leider kaum dran kommen. Quellen unter anderem Gabrisch und Zwart Krankheiten der Heimtiere; Schlütersche; Auflage 2005 (und Studienausgabe 1989) Anja Ewringmann Leitsymptome beim Kaninchen / Diagnostischer Leitfaden und Therapie Wenzel/Albert Kaninchenkrankheiten Winkelmann Kaninchenkrankheiten Ulmer Verlag Isenbügel Heimtierkrankheiten Kraft; Hein; Emmerich Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen und Frettchen; Schattauer Peter C. Berghoff Kleine Heimtiere und ihre Erkrankungen Walter Baumgartner, Klinische Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haus- und Heimtiere, Verlag Parey, 6. Auflage 2005 Kathy Smith; Rabbit Health in the 21st Century, second Edition; iUniverse. Jörg Grünwald, Christof Jänicke Grüne Apotheke GU Verlag Weitere Quellen hier: Quellen der Nager Info |